Akustikusneurinom / Vestibularisschwannom
Das Vestibularisschwannom ist ein gutartiger Tumor der vom Nervus vestibularis ausgeht. Dieser Nerv zieht vom Innenohr durch den inneren Gehörgang des Felsenbeins und tritt im sogenannten Kleinhirnbrückenwinkel in den Hirnstamm ein. Eine große Bedeutung hat er für den Gleichgewichtssinn.
Der Tumor entsteht aus der Nervenhülle des Nervus vestibularis. Daher ist die wissenschaftlich korrekte Bezeichnung „Vestibularisschwannom“. Der ebenfalls häufig verwendete Name „Akustikusneurinom“ spielt auf eine mögliche Hörminderung als Symptom an.
Symptome
Das häufigste Symptom eines Akustikusneurinoms sind rezidivierende Hörstürze, welche sich vollständig zurückbilden können. Gelegentlich bleibt jedoch eine Hörminderung bestehen. Auch ein einseitiger Tinnitus oder eine langsam fortschreitende Hörminderung auf einem Ohr sind häufige Symptome eines Akustikusneurinoms. Schwindel und Gleichgewichtsstörungen können ebenso auftreten.
Diagnostik
Im Durchschnitt wächst ein Akustikusneurinom ca. ein bis zwei Millimeter pro Jahr. Zur Diagnostik gehören ein MRT des Schädels mit und ohne Kontrastmittel, eine dünnschichtige Darstellung des Kleinhirnbrückenwinkels sowie eine Tonaudiometrie, um das Hörvermögen zu beurteilen.
Die Tumorgröße wird nach der Hannover-Klassifikation folgendermaßen eingeteilt:
- T1: intrameatales (auf den inneren Gehörgang beschränktes) Wachstum
- T2: intra- und extrameatales Wachstum (im inneren Gehörgang und in den Kleinhirnbrückenwinkel hineinragend)
- T3a: der Tumor füllt die cerebellopontine Zisterne
- T3b: mit Kontakt zum Hirnstamm
- T4a: verdrängt den Hirnstamm
- T4b: verlegt den vierten Ventrikel
Therapieoptionen
Wird die Diagnose eines Akustikusneurinoms gestellt, bestehen grundsätzlich drei mögliche Vorgehensweisen:
- Verlaufsbeobachtung
- mikrochirurgische Operation
- radiotherapeutische Behandlung.
Neben der Tumorgröße sind die Hirnnervenfunktion, die Lage und der Aufbau des Tumors, das Alter der Patienten, eventuelle Begleiterkrankungen sowie die Erwartungen, Sorgen und Wünsche der Patienten von essentieller Bedeutung im Entscheidungsprozess.
In einem ausführlichen Beratungsgespräch in unserer Spezialsprechstunde werden all diese Aspekte Ihres individuellen Falls mit Ihnen persönlich erörtert, um zu einer für Sie passenden Empfehlung zu gelangen.
Operation des Akustikusneurinoms
Die Operation erfolgt in Vollnarkose entweder in Rückenlage oder in halbsitzender Lagerung über einen Schnitt hinter dem Ohr. Während des gesamten Eingriffs werden die Hirnnervenfunktionen elektrophysiologisch überwacht.
Die meisten Operationen verlaufen komplikationslos. Möglich sind jedoch Nachblutungen, Infarkte, ein Nervenwasseraustritt aus der Nase, Entzündungen, eine Luftembolie (bei der halbsitzenden Lagerung), eine Hörminderung oder -verlust auf der betroffenen Seite und eine (in der Regel nur vorübergehende) Gesichtsnervenlähmung. Am häufigsten treten nach der Operation Schwindel und/Übelkeit auf, welche sich jedoch schnell bessern, so dass die meisten Patienten schon nach wenigen Tagen das Krankenhaus verlassen können.
Unsere Physiotherapeuten betreuen Sie vom ersten postoperativen Tag an mit auf Sie abgestimmten Übungen. Spezielle Übungshefte für die Gesichtsnerven- und Gleichgewichtsfunktion wurden entwickelt und werden Ihnen ausgehändigt.