Dieses moderne Operationsverfahren steht in direkter Konkurrenz zur versteifenden Operation, die klassischerweise bei der gleichen Erkrankung, jedoch ohne Mitbeteiligung der kleinen Facettengelenke, durchgeführt wird, nachdem alle nichtoperativen Maßnahmen keine Beschwerdelinderung mehr erbringen. Auch wenn die Bandscheibenprothese bei vielen Patienten eine Alternative darstellt, so hat der „herkömmliche" Eingriff noch immer seine Berechtigung.
Die Prothese
Die Prothese besteht aus drei Komponenten: Dem Oberteil, welches am oberen der beiden betroffenen Wirbelkörper verankert wird. Dem monokonvexen Mittelteil als Lager, hier wird die Beweglichkeit ermöglicht. Dem Unterteil, das am unteren der beiden betroffenen Wirbelkörper verankert wird. Die metallenen Komponenten bestehen aus einer Kobalt-Chrom-Legierung und sind an der "Knochenseite" titanbeschichtet. Der Mittelteil besteht aus Kunststoff (ultra-high molecular weight polyethylen).
Wann ist eine Operation angezeigt?
Die Hauptindikation für die Implantation einer Bandscheibenprothese ist die sogenannte Osteochondrose der beiden unteren Bewegungssegmente der Lendenwirbelsäule (L4/5 und L5/S1). Hierbei handelt es sich um degenerativen Verschleiß der Bandscheibe mit Beteiligung der angrenzenden knöchernen Strukturen, den Deck-, bzw. Bodenplatten der Wirbelkörper. Dabei ist der Abstand der betroffenen Wirbelkörper zueinander vermindert, da die erkrankte Bandscheibe durch Elastizitätsverlust ihre Pufferfunktion verliert und stetig flacher wird. Die knöchernen Strukturen reagieren mit dem Versuch der Oberflächenvergrößerung zur besseren Verteilung der einwirkenden Kräfte. Diese Randzackenbildung wird neben anderen Knochenveränderungen (Sklerosierung) im Röntgenbild sichtbar. Das Bewegungssegment wird instabil.
Voraussetzung für die Operation sind eine feste Knochenstruktur sowie das richtige Alter (ideal zwischen 30 und 45 Jahre). Kontraindikationen sind Osteoporose, Tumore, bakterielle Infekte der Wirbelsäule und fortgeschrittene Arthrose der kleinen Wirbelgelenke Sollten nichtoperative Maßnahmen (Krankengymnastik, Physikalische Therapie, Schmerzmedikation etc.) erfolglos sein, so erfolgt neben bildgebenden Verfahren (Computertomographie oder MRT) die durch Röntgen unterstütze Punktion der entsprechenden Bandscheibenfächer. Diese werden mit einem Kontrastmittel aufgefüllt. Kann dabei vom Patienten der typische Schmerz berichtet werden, und zeigt sich im Röntgenbild mit Kontrastmittel eine geschädigte Bandscheibe, so kann hier eine Bandscheibenprothese implantiert (eingebracht) werden. Ziel der Operation ist es die ursprüngliche Stabilität sowie die normale Beweglichkeit des betroffenen Bewegungssegmentes wiederzuerlangen. Dieses wird erreicht durch die Rekonstruktion der „gesunden" Bandscheibenhöhe. Dabei werden die entsprechenden Zwischenwirbellöcher geweitet, die Nervenwurzel wird nicht mehr eingeengt. Die beteiligten kleinen Wirbelgelenke sowie die Bänder werden ebenfalls in ihre ursprüngliche Lage gebracht.
Wie wird die Operation ausgeführt?
Die Operation wird in Rückenlage durchgeführt. Der Schnitt verläuft gerade, ist circa sieben Zentimeter lang und erfolgt links unterhalb des Bauchnabels (variiert nach Anatomie der/des Patientin/en). Der Weg führt durch die Bauchmuskulatur an der Bauchhöhle vorbei bis zur Vorderseite der Wirbelsäule. Sollte dieses aus technischen Gründen einmal nicht möglich sein, so wird der direkte Weg durch die Bauchhöhle gewählt (wie bei „üblichen" Bauchoperationen zum Beispiel bei Magenoperationen). Nachdem die richtige Bandscheibenetage mit einem Röntgenbild dargestellt ist, wird das erkrankte Bandscheibengewebe komplett entfernt. Danach werden die Wirbelkörper für die Prothese vorbereitet und der Zwischenwirbelraum geweitet. Nun kann die zuvor am Röntgenbild exakt ausgemessene Prothese eingebracht werden, wobei sie mittig zwischen die angrenzenden Wirbelkörper positioniert wird. Sollte es technisch nicht möglich sein die Prothese exakt zu positionieren, kann es notwendig werden, statt der Bandscheibenprothesenimplantation die konventionelle Stabilisierungsoperation durchzuführen.
Wie lange dauert der Krankenhausaufenthalt?
Die Operationsvorbereitungen erfolgen soweit möglich ambulant. Unmittelbar nach der Operation (Dauer zwischen eineinhalb und zwei Stunden) erfolgt eine intensive Überwachung, ggf. ist schon eine erste Mobilisierung möglich. An den folgenden Tagen wird eine frühe physiotherapeutische Behandlung eingeleitet. Der Patient darf nach der Operation alle Bewegungen ausführen, die ihm schmerzfrei beziehungsweise erträglich möglich sind. Auf sehr tiefes Sitzen sollte jedoch in den ersten Wochen nach der Operation verzichtet werden. Bei reizlosen Wunden erfolgt die Entlassung nach zehn Tagen.
Wie erfolgt die Nachbehandlung?
Bei komplikationslosem Verlauf erfolgt im Anschluss an den stationären Aufenthalt keine Rehabilitationsmaßnahme im Sinne einer Kur. Eine intensive ambulante Krankengymnastik zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur ist ausreichend. Derzeit werden alle Patienten in regelmäßigen Abständen nachuntersucht (3, 6, 12 und 24 Monate nach der Operation). Durch das Wiederherstellen der „natürlichen Verhältnisse" im betroffenen Segment kann von einer normalen Belastbarkeit der Wirbelsäule ausgegangen werden. Bei normalem Verlauf sind keine Einschränkungen hinsichtlich Alltagsbelastungen, Sportfähigkeit und Sexualfunktion zu erwarten.