Im Kindesalter ist die Rachenmandel (adenoide Vegetationen, Adenoide) sehr oft vergrößert (Hyperplasie der Rachenmandel). Bei vererbter Veranlagung und weiteren noch nicht genau bekannten Faktoren (bakterielle Entzündung, Allergien etc.) kommt es zur Ausbildung besonders großer Adenoide, die den Nasenrachenraum teilweise oder sogar vollständig verlegen.
Oft ist die Hyperplasie mit einer chronisch-rezidivierenden Entzündung der Rachenmandel vergesellschaftet, die die Verlegung des Nasenrachenraumes verstärkt und weitere Infekte in der Nachbarschaft fördert (akute Mittelohrentzündung, akute Tonsillitis). Die Folge dieser Verengung sind neben der Nasenatmungsbehinderung eine permanent bestehende eitrige nasale Sekretion, Näseln, Mundatmung und Schlafstörungen mit nächtlichen Atemaussetzern. Es kann zu Konzentrations- und Gedächtnisstörungen kommen.
Durch die Hyperplasie der Rachenmandel kommt es gleichzeitig zur Verlegung der Öffnungen der Eustachischen Röhre (Ohrtrompete), einer Verbindung zwischen dem Nasenrachenraum und der Paukenhöhle, über die das Mittelohr belüftet wird. Es entsteht Unterdruck in den Paukenhöhlen mit Ausbildung eines Ergusses, der zunächst flüssig (Serotympanon) und schließlich zähschleimig (Mucotympanon, "glue ear") wird. Folge hiervon ist eine anhaltende Hörminderung (Schalleitungs-Schwerhörigkeit) und mittelfristig resultierende Verzögerung der Sprachentwicklung mit entsprechenden negativen sozialen Folgen.
Komplizierend treten hierzu immer wieder auftretende akute Mittelohrentzündungen, es kann zum Einwachsen des Trommelfells in die Paukenhöhle und schließlich zur Ausbildung eines Adhäsivprozesses kommen. Im Erwachsenenalter kann eine Disposition für die chronische Mittelohrentzündung entstehen.
Wenn eine konservative Therapie auf Dauer keinen Erfolg zeigt, ist die Entfernung der Rachenmandel (Adenotomie) die Therapie der Wahl. Beim Vorliegen einer Hyperplasie der unteren Nasenmuscheln erfolgt gleichzeitig auch deren Behandlung. Zur Verbesserung der Nasenatmung und der Belüftung des Nasenrachenraumes werden die Nasenmuscheln ein wenig beiseite gedrängt (Lateralfrakturierung) und durch ein schleimhautschonendes Verfahren zum Schrumpfen gebracht (Muschelkaustik).
Zum Zeitpunkt des Eingriffs werden auch die Gehörgänge / Trommelfelle inspiziert (Otoskopie). Sollte ein Paukenerguß bestehen, so wird er durch einen kleinen Schnitt in das Trommelfell (Parazentese) abgesaugt. Trommelfellschnitte verkleben und verwachsen meist innerhalb weniger Tage. Bei schweren und hartnäckigen Ergüssen sorgen wir dafür, dass sie länger offen bleiben. So wird eine längere Drainage und Belüftung der Paukenhöhle gewährleistet.
Bei immer wiederkehrenden Paukenergüssen und in Fällen, in denen eine Paukenbelüftung "von außen" über mehrere Wochen und Monate erforderlich wird, werden in die Trommelfellöffnungen kleine Gold- oder Kunststoffröhrchen (Paukenröhrchen) eingesetzt. Zum gegebenen Zeitpunkt können sie dann vom HNO-Arzt entfernt werden.