Polyneuropathie

Ansprechpartnerin
Priv.-Doz. Dr. med. Andrea Jaspert-Grehl
Oberärztin 

Die Diagnostik und Therapie von Polyneuropathien im stationären und ambulanten Bereich ist ein Schwerpunkt der Klinik für Neurologie am Alfried Krupp Krankenhaus. Polyneuropathien sind Erkrankungen des peripheren Nervensystems, bei denen viele für Sensibilität und Motorik zuständige Nerven gleichzeitig erkranken.

Symptome

Typischerweise beginnt eine Polyneuropathie mit Taubheitsgefühl und Mißempfindungen an den Füßen. Im Verlauf kann sich die Symptomatik ausweiten und zu Lähmungen führen und/oder die oberen Extremitäten betreffen. Aber auch andere Manifestationsformen sind nicht selten. So kann eine Polyneuropathie auch mit der Schädigung eines einzelnen Nerven beginnen.

Ursachenforschung

Nach der Sicherung der Diagnose und der Beurteilung von Verteilungsmuster und Art der betroffenen Nervenfasern (sensibel, motorisch, autonom, „small fibres = dünne, unbemarkte Nervenfasern“) erfolgt eine intensive Abklärung der zu Grunde liegenden Ursache. Bei bis zu 300 bisher bekannten Ursachen ist die Untersuchung oft komplex. Häufige und allgemein bekannte Ursachen sind der Diabetes mellitus und die Zuführung von toxischen Substanzen (meist Alkohol aber auch toxische Medikamente wie Chemotherapeutika). Viele andere metabolische Störungen oder seltener genetische Defekte führen ebenfalls zu Polyneuropathien.

Von besonderer Relevanz ist es aber, die Polyneuropathieformen nicht zu übersehen, die behandelbar sind und einer speziellen Behandlungsform bedürfen. Hier sind die entzündlichen, immunvermittelten Polyneuropathien zu nennen, für deren Diagnostik und Therapie das Alfried Krupp Krankenhaus über eine besondere Expertise verfügt.

Als wichtigste Varianten sind hier zu nennen:

  • das Guillain-Barré-Syndrom (GBS), bei dem es sich um eine akute, in einigen Fällen auch lebensbedrohliche Erkrankung handelt
  • die chronisch-inflammatorische, demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP)
  • die sehr seltene multifokal-motorische Neuropathie (MMN), die Ähnlichkeit zur amyotrophen Lateralsklerose aufweisen kann.

Die Behandlung dieser Erkrankungen kann mit verschiedenen immunwirksamen Medikamenten erfolgen (Cortison, intravenöse Immunglobuline, Blutaustauschbehandlung (Plasmapherese) oder auch bei Nicht-Ansprechen mit stärkeren Immunsuppressiva/Chemotherapeutika) und sollte individuell auf Besonderheiten und mögliche Begleiterkrankungen des Patienten zugeschnitten sein. Außerdem muss die Wirksamkeit der Therapie im Verlauf immer wieder kritisch überprüft werden.

Neben der klinischen Untersuchung beinhaltet unser Leistungsspektrum in der Abklärung einer Polyneuropathie die folgenden Schritte:

  • Elektrophysiologische Diagnostik
    • Elektroneurographie
    • Elektromyographie
    • Ableitung evozierter Potentiale des sensiblen und motorischen Systems
    • Untersuchungen des autonomen Nervensystems wie Sudorimetrie und Kipptischuntersuchungen
  • Umfangreiche Labordiagnostik mit Suche auch nach seltenen metabolischen oder autoimmunen Erkrankungen
  • Untersuchung des Nervenwassers (Liquor)
  • in seltenen Fällen Durchführung einer kombinierten Nerven-/Muskelbiopsie in Kooperation mit der Klinik für Neurochirurgie
  • ggf. Hautbiopsie nach standardisiertem Procedere
  • ggf. Zuführung zur genetischen Diagnostik und Beratung

Gerne stehen wir mit unserer Ambulanz auch zur Beratung, Therapieplanung und/oder Durchführung der neurophysiologischen Diagnostik nach entsprechender Zuweisung durch einen Facharzt für Neurologie zur Verfügung.