Pilotprojekt: Primary Nursing

Von der Aufnahme bis zur Entlassung - der Patient hat während des gesamten Aufenthalts eine feste Bezugsperson in der Pflege.

 

Primary Nurse Coach ist Michaela Friedhoff: „Primary Nursing stärkt die Pflege. Das Konzept braucht zunächst Zeit der Eingewöhnung."

 

Lucas Lichtneger (li):"Das System Primary Nursing weiter voranbringen."

Primary Nursing steht für eine bessere Pflege. Das Konzept verspricht mehr Verantwortung für Pflegende, eine mehr an den Bedürfnissen des Patienten orientierte Versorgung und mehr Kontinuität in der Patientenbetreuung. Auf zwei Pilotstationen im Alfried Krupp Krankenhaus wird es gerade erprobt.

Für Pflegende soll Primary Nursing ein Motivationsbooster sein. Doch erst müssen die Hürden bei der Umstellung auf Primary Nursing genommen werden. Denn nicht nur die Organisation der Pflege wird verändert, die Pflegenden brauchen auch ein neues Selbstverständnis für ihre Aufgabe.

Das Konzept Primary Nursing ist nicht neu. Bereits in den 60er Jahren hat es die Amerikanerin Marie Manthey entwickelt. Die Idee: Pflege orientiert sich – von der Aufnahme bis zur Entlassung - tatsächlich am Patienten. Der Patient hat über den gesamten stationären Aufenthalt einen Pflegenden als feste Bezugsperson, die sogenannte Primary Nurse. Sie plant, verantwortet und führt die Pflege eines Patienten durch. Ist die Primary Nurse nicht im Dienst, sorgt eine sogenannte Associate Nurse als Vertretung für die Umsetzung des Pflegeplans.

Es ist die Kontinuität in der Versorgung, die der Primary Nurse hilft, die Bedürfnisse des Patienten besser kennenzulernen. Patienten soll die fortdauernde Betreuung durch die Primary Nurse ein stärkeres Gefühl der Geborgenheit geben.

„Wenn Primary Nursing funktioniert, gehen die Pflegenden mit einem besseren Gefühl nach Hause. Doch der Weg dahin ist aufwändig und erfordert viel Geduld“, weiß Marco Otte, Leitende Pflegefachkraft der Station 3 in Steele.
Wie gut es laufen kann, davon hat er sich bei einer Hospitation in einem anderen Krankenhaus überzeugen können und entschieden, seine Station organisatorisch neu aufzustellen. Nach rund einem Jahr der intensiven Vorbereitung mit Schulungen, vielen Gesprächen und Übungsphasen ist nun der Dienstplan angepasst und es geht in die Umsetzung. „Für die Mitarbeitenden fühlt sich das erstmal wie eine Mehrbelastung an, da sie ihre Arbeitsweisen anpassen müssen. Sie haben einerseits mehr Verantwortung für einzelne Patienten, im Gegenzug aber weniger Patienten in der Betreuung. Es wird Zeit brauchen, bis die Vorteile für die Kolleginnen und Kollegen grundsätzlich spürbar sind“, sagt Marco Otte.

Sein Pendant aus Rüttenscheid, Lucas Lichtneger sieht es ähnlich. „Wir sind mitten in der Umstellung und es entwickelt sich gut. Ich hoffe, dass das die Idee später auch von anderen Stationen übernommen wird und wir das System Primary Nursing weiter voranbringen“, erklärt der Stationsleiter der 4D.

Projektverantwortlich als Primary Nurse Coach ist Michaela Friedhoff. Sie schult und berät die Beteiligten. „Primary Nursing stärkt die Pflege. Das Konzept braucht zunächst Zeit der Eingewöhnung. Doch nach und nach steigert es meiner Erfahrung nach die Zufriedenheit der Pflegenden, weil sie eigenverantwortlicher und im persönlicheren Kontakt mit dem Patienten arbeiten können“, zieht die Organisatorische Leitung am Alfried Krupp Krankenhaus ein Zwischenfazit.

Yasemin Tahsim Oglou, Fachärztin für Neurochirurgie, sieht auch für die Zusammenarbeit im interdisziplinären Krankenhaus-Team Vorteile.“ Durch Primary Nursing habe ich als Ärztin für jeden Patienten einen festen Ansprechpartner in der Pflege. Ein deutliches Plus für den Informationsaustausch, das die Behandlungsqualität weiter steigert.“

Bei den Patienten auf den Pilotstationen kommt Primary Nursing gut an. „Ich habe das Gefühl, dass jemand für mich zuständig ist, mit dem ich mich menschlich austauschen und meine Geschichte teilen kann“ oder „Ich empfinde das sehr vorteilhaft, weil man einen direkten Ansprechpartner hat. Man hat keine Scheu auch Fragen zu stellen und etwas zu besprechen. Käme ständig jemand Neues, stelle man seine Belange zurück und bleibe oft in eigener Unsicherheit, formulieren Patienten.

Die von der Krupp Stiftung gefördert Pilotphase des Projektes läuft bis Sommer 2025. Viele positive Erfahrungsberichte und Rückmeldungen deuten auf ein Projekt mit Zukunft.

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