Denn jeder Moment ist Leben
Bereits beim Bau vor 25 Jahren war das Hospiz Essen Steele seiner Zeit voraus. Es war das erste Hospiz in Nordrhein-Westfalen mit einer direkten Anbindung an ein Krankenhaus. Das war auffallend früh. Anders als in England wurde die Hospizbewegung in Deutschland damals noch eher kritisch betrachtet.
Zurückzuführen ist das Entstehen auf das außergewöhnliche Engagement von drei Mitarbeitern des Lutherkrankenhauses
(heute: Alfried Krupp Krankenhaus). Bereits 1989 gründeten sie, in Fürsorge um Menschen in der letzten Lebensphase, einen eigenen Förderverein. Durch die intensive Arbeit der „Freunde und Förderer Hospiz Essen e.V.“, großzügigen Spenden von Bürgern sowie einer Einzelspende von einer halben Million der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung konnte 1996 der Bau des stationären Hospizes abgeschlossen werden. Dort bieten zehn stationäre Plätze nun seit 25 Jahren Raum für die Betreuung unheilbar kranker Menschen. Ergänzt wird dieses Angebot durch die ambulante Hospizarbeit sowie eine umfassende Schmerz- und Palliativversorgung.
„Für das Leben bis zuletzt", ist der Leitsatz, mit dem Hospizfachkräfte, Ärzte, Pflegefachkräfte, Sozialarbeiter sowie Seelsorger den Patienten und Angehörigen zur Seite stehen. Unterstützt werden sie von etwa 90 ehrenamtlichen Mitarbeitenden.
Dabei ist der medizinische Aspekt, Beschwerden am Lebensende zu lindern, genauso von Bedeutung wie der Wunsch Nähe, Geborgenheit und Unterstützung zu schenken. Bisher wurden mehr als 3500 Sterbende begleitet – eine beeindruckende Zahl.
„In der Begegnung mit jedem einzelnen der uns anvertrauten Menschen möchten wir verstehen, teilen und stärken. Wir möchten unseren Gästen gerade in der letzten Lebensphase ein selbstbestimmtes, beschwerdefreies und würdevolles Leben ermöglichen. Unsere Gäste bestimmen, was in welchem Tempo geschieht und wie es gemacht wird. Das betrifft nicht nur Schlafenszeiten, Essenswünsche oder Feiern. Unser Hospiz ist ein geschützter Ort. Auch für Angehörige und Freunde steht das Haus rund um die Uhr offen. Und selbstverständlich darf auch das geliebte Haustier bei uns einziehen“, fasst Katharina Caspelherr, seit acht Jahren Pflegedienstleitung des Hospizes, die wohltuende Atmosphäre aus Achtsamkeit, Zurückhaltung und Entschleunigung zusammen.
Ein lebendiger Treffpunkt für kranke und gesunde Menschen zu sein und auch die Angehörigen auf dem sicherlich nicht immer einfachen Weg miteinzubeziehen, ist den Mitarbeitern seit Einrichtungsbeginn besonders wichtig. Sie arbeiten weiter daran, die Themen „Tod und Sterben“ stärker in die Mitte des Lebens zu rücken: Ob mit Einzel- und Gruppengesprächen, dem Trauercafé für Angehörige, gemeinsamen Trauer-Wanderungen oder auch den zahlreichen Fortbildungskursen, Symposien und Supervisionen für Haupt- und Ehrenamtliche – das Angebot ist breit aufgestellt und stößt bei den Essener Bürgern auf großes Interesse.
„Das Sterben ist als Teil des Lebens anzunehmen. Das liegt uns am Herzen“, so Günther Graßmann, Vereinsgründungsmitglied und langjähriger Seelsorger des Krankenhauses und des Hospizes. „Angesichts der aktuellen demografischen Entwicklung wird es in den kommenden Jahren immer wichtiger, für eine gute Begleitung zu sorgen. Denn jeder Moment ist Leben.“
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