Akustikus-Neurinom: Symposium beantwortet Fragen zu gutartigen Hirntumoren
Auf großes Interesse bei Betroffenen und Angehörigen stieß im Frühsommer das Symposium zu Akustikusneurinomen. Die Vereinigung Akustikus Neurinom e.V. hatte dazu zusammen mit der Klinik für Neurochirurgie ins Alfried Krupp Krankenhaus eingeladen. Prof. Dr. med. Dr. (Univ.-Verona) Florian Ebner, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie, fasst im Interview die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Warum werden Akustikusneurinome oft erst spät entdeckt?
Neurinome sind gutartige Tumore, die aus Nervenhüllen entstehen. Das Akustikusneurinom ist der häufigste Hirnnerventumor und ist in der hinteren Schädelgrube des Kopfes lokalisiert. Korrekterweise sollte der Tumor Vestibularisschwannom heissen, da er aus der Hülle des Gleichgewichtsnervs (N. Vestibularis) entsteht. Da das bekannteste Symptom eine Hörminderung ist, wird der Tumor aber gemeinhin als Akustikusneurinom bezeichnet.
Gleichgewichts- und Hörnerv verlaufen in einer ganz engen Beziehung durch die Zisterne der hinteren Schädelgrube und im inneren Gehörgang. Diese langsam wachsenden Hirntumoren entwickeln sich in der Regel über Jahre hinweg und verursachen dementsprechend keine oder nur geringe Beschwerden. Sie bleiben dann lange Zeit unentdeckt, wenn sie nicht durch Zufall festgestellt werden. Die Hörminderung führt in der Regel zur Diagnose.
Die Beschwerden schränken das Leben der Betroffenen erheblich ein
Ja, das haben die Betroffenen auf unserem Symposium deutlich zum Ausdruck gebracht. Mögliche Symptome sind Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und Übelkeit, Hörminderung und eine Gesichtsnervenlähmung. Die Krankheit belastet sehr und macht die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben schwierig. Typisch für Akustikusneurinome ist eine einseitige Hörminderung. Häufig leiden die Patienten als Erstes an einem Tinnitus (Ohrgeräuschen). Es kann in der Folge zu einem kompletten Hörverlust kommen. Auch das Gleichgewichtsorgan ist betroffen.
Auf dem Symposium wurden eine ganze Reihe von Behandlungsmöglichkeiten für Akustikusneurinome vorgestellt. Welche Optionen gibt es und wie wird entschieden?
Bei Erstdiagnose eines Akustikusneurinoms bestehen grundsätzlich drei Optionen: Bildgebende Verlaufskontrolle, strahlentherapeutische Behandlung und <link>mikrochirurgische Operation. Kleine Tumoren sollten zunächst mittels Kernspintomographie verlaufskontrolliert werden, um festzustellen ob sie wachsen. Bei dokumentiertem Wachstum oder primär großen Tumoren werden – je nach Tumorgröße, Patientenalter, Begleiterkrankungen, neurologischen Ausfällen und Wunsch der Betroffenen – unterschiedliche Behandlungsweisen favorisiert.
In jedem Fall erfolgt ein ausführliches Beratungsgespräch über alle Optionen mit Erklärungen zu Risiken und Vorteilen. Da es sich um einen langsam wachsenden Tumor handelt, haben die Patienten, bis auf wenige Ausnahmen von sehr großen Läsionen, die Zeit, über alles in Ruhe nachzudenken und gegebenfalls noch eine Zweitmeinung einzuholen. Solche Beratungsgespräche erfolgen jeden Montag in unserer <link>Spezialsprechstunde für Akustikusneurinome und Schädelbasischirurgie.
Kann ich als Betroffener auch einen Beitrag zum Heilungsprozess leisten?
Die Einstellung der Patienten zur Operation und die Vorbereitung darauf ist ein ganz wichtiger Teil des Heilungsprozesses. Die Gleichgewichtsfunktion und die Gesichtsnervenfunktion werden unter physiotherapeutischer Anleitung frühzeitig wieder eingeübt. Gemeinsam mit unserer Physiotherapie im Haus haben wir ein kleines Buch mit maßgeschneiderten <link https: www.krupp-krankenhaus.de fileadmin pdfs patienteninfo publikationen gesichtslaehmung.pdf>Übungen für die Gesichtsmuskulatur erstellt. Den tagtäglichen Einsatz erbringen die Betroffenen eigenständig.
Zusammen mit der Physiotherapie und der <link>Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie arbeiten wir zudem an einem Projekt des präoperativen Trainings des Gleichgewichtsystems.
Mehr Informationen: <link>Klinik für Neurochirurgie
Alle Meldungen des Alfried Krupp Krankenhaus