Südafrika: Orthopädie und Unfallchirurgie am Kap

Dr. med. Bastian Paß vor dem Tafelberg in Kapstadt

Hospitation im OP des Dr. Pixley Ka Isaka Seme Memorial Hospital

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Schussverletzungen, schwere Autounfälle und eine effektive körperliche Untersuchung: Als Stipendiat der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) reiste Dr. med. Bastian Paß im Sommer 2024 nach Südafrika. In den OP-Sälen des Landes sah der Essener Verletzungen, die in Deutschland nur selten vorkommen und erlebte, was gute Ärzte auch unter widrigen Bedingungen leisten können.

Gemeinsam mit seinem Co-Stipendiaten Priv.-Doz. Dr. med. Fabian Westhauser hospitierte Bastian Paß in den orthopädischen Abteilungen der südafrikanischen Universitätsklinika von Pretoria bis Kapstadt. Dort erhielten die beiden Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie spannende Einblicke in Diagnostik und Therapie und hielten Vorträge zu eigenen Forschungsaktivitäten. Ein Höhepunkt der Reise war die Teilnahme am Jahreskongress der South African Orthopaedic Association (SAOA).

Klinisch besonders interessant waren für den 37-Jährigen die Verletzungsarten südafrikanischer Bürger. Tatsächlich kommen durch Schüsse verursachte Frakturen dort durchaus häufiger vor. „Vor dieser Reise habe ich maximal zwei Schussverletzungen gesehen“, berichtet der Funktionsoberarzt aus dem Alfried Krupp Krankenhaus in Essen-Steele beeindruckt. Auch schwere Verkehrsunfälle sind dort aufgrund veralteter Fahrzeugtechnik häufiger als in Deutschland.

An Wissen und Fähigkeit, alle Arten von Frakturen zu versorgen, mangelt es den südafrikanischen Ärzteteams nicht. Eine Erschwernis ist hingegen das Gesundheitssystem, das stärker als anderswo unter Unterfinanzierung und Personalmangel leidet.1 Lange Wartezeiten für Untersuchungen und Behandlungen sowie für Implantate und andere Medizinprodukte müssen von Ärzten und Pflegepersonal tagtäglich kompensiert werden. Eine sehr gute klinische Ausbildung und großes individuelles Engagement bilden die Grundlage für diese außerordentliche Leistung.

Mit vielen neuen Eindrücken zurück nach Deutschland

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis für die beiden deutschen DGOU-Stipendiaten ist deshalb, welche Bedeutung die klinische Beurteilung und die gründliche körperliche Untersuchung im Ernstfall haben kann. „Während wir in unserer Diagnostik meist schnell auf MRT oder CT zurückgreifen können und laut Leitlinie auch müssen, standen in Südafrika diese Ressourcen nicht immer ausreichend zur Verfügung“, erklärt Dr. med. Bastian Paß. „Das motiviert uns, auch bei der Ausbildung unseres Nachwuchses den Fokus stärker auf die klinische Beurteilung und die gründliche Untersuchung zu legen.“

„Die erfolgreiche Bewerbung um dieses begehrte Stipendium ist ein großer Gewinn für Herrn Dr. Paß, aber auch für unsere gesamte Klinik“, freut sich Prof. Dr. med. Sven Lendemans. „Insbesondere führt ein Blick ,über den Tellerrand´ der aktuell in Deutschland praktizierten Medizin zu einer Bereicherung der medizinischen Versorgung insgesamt und trägt zu einer weiteren Verbesserung unserer klinischen Expertise im Alfried Krupp Krankenhaus bei“, so der Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Das Stipendium

Ziel des DGOU-Stipendiums ist der klinische und fachliche Austausch. Jedes Jahr werden die Stipendien im Wechsel an deutsche und südafrikanische Ärzte vergeben.

Die Reiseziele

  • Pretoria
    Steve Biko Academic Hospital
    Sefako Makgatho Health Sciences University
  • Johannesburg
    Universität Witwatersrand
    Charlotte Maxeke Johannesburg Academic Hospital
    Nelson Mandela Children's Hospital
    Chris Hani Baragwanath Hospital
  • Pietermaritzburg
    Grey’s Hospital
  • Durban
    Dr. Pixley Ka Isaka Seme Memorial Hospital
  • Kapstadt
    Universität Kapstadt
    Tygerberg Hospital
    Groote Schuur Hospital

Deutsches Ärzteblatt: Südafrika verabschiedet Gesetz für staatliche Krankenversicherung, 15. Mai 2024

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