Pro bono: Glück für Jelson
Jelson Netu war gerade vier Jahre alt, als in der Hütte seiner Großmutter in einem kleinen Dorf in Angola der Spiritusbrenner explodierte und den Jungen schwer verletzte. 70 Prozent seiner Hautoberfläche waren verbrannt. Gesicht, Oberkörper, Arme und Hände eine offene Wunde.
„In westlichen Ländern hätte ein solcher Patient sofort eine Hauttransplantation erhalten“, sagt Priv.-Doz. Dr. med. Jörg Hauser. Anders in Afrika: Jelson kam in ein Krankenhaus und blieb dort solange bis die Haut den Selbstheilungsprozess abgeschlossen hatte. Einzige Medikation war ein Schmerzmittel. „Viele überleben das nicht, da sich die Wunden schnell infizieren“, nickt Dr. med. Daniel Tilkorn, der schon an einigen Hilfseinsätzen in Afrika beteiligt war.
Heilt die Haut auf diesem Wege einfach zu, kann das Narbengewebe stark wuchern und die Haut zu harten Narbenplatten zusammenziehen. In Folge können dann Gelenke nicht mehr bewegt werden oder sich andere drastische Fehlstellungen bilden. Dies war auch der Fall beim heute neunjährigen Jelson. Bis vor wenigen Wochen stand seine linke Hand, festgespannt durch hartes Narbengewebe, im rechten Winkel krallenartig nach oben. Außer als Schiebehilfe war sie für ihn nicht einsetzbar. Fatal für das Leben in einem Land, in dem die meisten Menschen von ihrer Hände Arbeit leben.
Glück für Jelson, dass das Plastisch-Chirurgische Zentrum für Terroropfer (Placet e.V.) auf ihn aufmerksam wurde und ihn zur Behandlung nach Deutschland holte. Am Alfried Krupp Krankenhaus konnte er dann pro bono von Daniel Tilkorn operiert werden. Um dem Jungen zu helfen, mussten die verhärteten Narben des Handrückens entfernt und durch Gewebe und Haut vom Oberschenkel ersetzt werden. Dabei musste der Chirurg die Blutgefäße unter dem Mikroskop mit einem für das Auge kaum wahrnehmbaren Faden neu verbinden. Nach erfolgreicher Operation wartet Jelson nun mit Freude darauf, dass Schienen und Verband entfernt werden können. Dann heißt es für ihn, die Muskeln der Hand ordentlich zu trainieren. „So wie es aussieht“, sagt Chefarzt Jörg Hauser, „wird Jelson 80 Prozent seiner Beweglichkeit zurückerhalten. Und noch wichtiger, damit kann er in seinem Heimatland einen ordentlichen Beruf erlernen.“ Zurück nach Angola geht es für den Jungen erst Anfang nächsten Jahres, bis dahin ist er im Friedensdorf International zu Hause.
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