Brüche in der der Wirbelsäule: Besonders schnell im Alter
Brüche der Wirbelkörper im Rücken entsteht beim jungen Menschen meist in Folge eines Sturzes oder Unfalls. Beim alten Menschen genügt manchmal schon eine unglückliche Bewegung. Chefarzt Prof. Dr. med. Sven Lendemans informiert.
Infolge einer Gewalteinwirkung auf die Wirbelsäule, zum Beispiel durch einen Unfall oder Sturz, kann es zu Brüchen (Frakturen) im Bereich der gesamten Wirbelsäule kommen. Entsteht ein Wirbelbruch ohne einen entsprechenden Unfall, muss man – gerade bei älteren Menschen – auch an Knochenschwund (Osteoporose) denken. Im Laufe der Jahre verliert der Knochen an Knochenmasse und wird instabil. Schon eine geringe Krafteinwirkung kann dann zu einem Wirbelbruch führen. Je nach Ausmaß, Schwere und Lokalisation des Wirbelbruchs führt dieser dann zu Schmerzen, und Lähmungen. Typische Beschwerden sind plötzlich auftretende oder chronische dumpfer Schmerzen im Rücken.
Diagnostik: Schmerzen durch einen Facharzt abklären lassen
Bei einer klinischen Untersuchung prüft der Arzt, inwieweit Gehen oder Stehen möglich ist und testet die allgemeine Beweglichkeit des Rückens. Als nächstes wird überprüft, ob neurologische Ausfälle vorliegen. Darüber hinaus kontrolliert der Arzt, ob es Verspannungen oder Verhärtungen in den Rückenmuskeln gibt.
Bildgebende Verfahren
Eine Röntgenuntersuchung ist ein wichtiger Bestandteil bei der Diagnostik der Wirbelfraktur. Es werden mehrere Aufnahmen gemacht, um zu beurteilen, ob auch Bandscheiben oder Bänder verletzt wurden. Außerdem werden die Abstände der Dornfortsätze der Wirbel, die Wirbelkörperhöhlen und die Wirbelform beurteilt.
Für schlecht einsehbare Bereiche eignet sich die Computertomographie (CT) besonders gut. Das gilt vor allem für den Übergangsbereich der Halswirbelsäule zur Brustwirbelsäule. Verletzungen in diesem Bereich können mittels CT exakt eingeschätzt werden. Liegen Nervenausfälle vor, wird zur sicheren Abklärung immer ein CT gemacht.
Eine Magnetresonanztomographie (MRT) wird eingesetzt, um Verletzungen des Rückenmarks und der Bandscheiben auszuschließen.
Eine Therapie erfolgt immer ganz individuell
Prinzipiell kann die Wirbelbruch-Therapie sowohl konservativ als auch chirurgisch erfolgen. Welche Methode im Einzelfall am besten geeignet ist, hängt von der Art der Verletzung (stabiler oder instabiler Bruch) und auch vom Alter des Patienten ab.
Stabile Wirbelbrüche
Je nach Schweregrad der Fraktur an einem oder mehreren Wirbelkörpern wird über die Behandlung entschieden. Leichte Stauchungen von Wirbelkörpern, Weichteilverletzungen und glatte, stabile Brüche erfordern in der Regel keine Operation. Mit einer intensiver Schmerztherapie und konservativen Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Verletzung eine Ruhigstellung, Massagen, Physiotherapie, Wärme oder Kälteanwendungen umfassen, wird in der Regel eine gute Heilung erreicht. Stabile Brüche erfordern nur dann eine operative Behandlung, wenn sie mit hartnäckigen Schmerzen verbunden sind.
Instabile Wirbelbrüche
Bei instabilen Wirbelbrüchen ist eine sofortige Operation erforderlich, auch wenn (noch) keine Zeichen einer Rückenmarkverletzung bestehen. Dabei überbrückt der Operateur die instabilen Segmente mit kleinen Metallstangen und Schrauben und korrigiert so bestehende Einengungen des Wirbelkanals. Nach der Operation ist nur für wenige Tage Bettruhe erforderlich, da die Implantate während der Heilungsphase genügend Stabilität für Alltagsbelastungen geben. Deshalb wird auch, zumindest im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule, meist auf eine zusätzliche Korsettbehandlung verzichtet.
Als Alternative zur Versteifungsoperation bieten sich, insbesondere bei frischen oder stabilen Wirbelbrüchen, die minimal invasiven Verfahren der Vertebroplastik und Kyphoplastik an. Sie haben zum Ziel, den erweichten und zusammengesackten Wirbelkörper durch Einspritzen von flüssigem Knochenzement zu stabilisieren und damit ein Fortschreiten der Wirbelverformung zu verhindern. Bei der Kyphoplastik bläst der Operateur den Wirbel zusätzlich vor dem Einspritzen des Zements mit einem Ballon auf seine ursprüngliche Höhe auf. Der Knochenzement härtet rasch und macht die Wirbelsäule sofort nach Abschluss der Operation belastbar. Der Patient bleibt nur wenige Tage in der Klinik und benötigt anschließend keine spezielle Rehabilitation. Meist führt die Stabilisierung zu einer deutlichen Verringerung der Schmerzen.
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