Schlaganfall mit 19


Prof. Dr. med Markus Krämer, Leitender Oberarzt der Klinik für Neurologie.

Dr. med. Frank Diesner, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie
Als Svea mit 16 Jahren erste Schlaganfall-Warnsymptome hat, werden diese nicht erkannt. Neujahr 2024 erleidet sie im Alter von 19 einen schweren Schlaganfall und kommt ins Alfried Krupp Krankenhaus.
Im Alter von 18 bis 45 Jahren spricht man von einem juvenilen Schlaganfall. Eine der häufigsten Ursachen hierfür sind Einrisse an den Halswandgefäßen. Hier bilden sich Gerinnsel an den hirnversorgenden Gefäßen, die ins Gehirn wandern und einen Schlaganfall verursachen können. Ein weiterer häufigerer Grund für juvenile Schlaganfälle ist der Gerinnseldurchtritt von Beinvenen durch ein Loch im Herzen, das sogenannte PFO. Doch bei einem juvenilen Schlaganfall müssen auch vielfältige seltene Ursachen berücksichtigt werden, so im Fall von Svea.
„Je jünger die Patienten, desto ungewöhnlicher ist die Schlaganfallursache. Bei älteren Schlaganfall-Betroffenen spielen meist die klassischen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder Rauchen eine Rolle. Beim juvenilen Schlaganfall ist das Erkennen von seltenen Krankheiten – wie der Moyamoya-Angiopathie – erforderlich“, erklärt Prof. Dr. med Markus Krämer, Leitender Oberarzt der Klinik für Neurologie.
Zur Diagnose und Behandlung von Moyamoya besteht eine enge Kooperation mit der Klinik für Neurochirurgie und der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie. Die europäische Kommission zeichnete das Alfried Krupp Krankenhaus als nur eines von drei Krankenhäuser in Europa als „Europäisches Referenzzentrum für die Moyamoya-Angiopathie“ aus. Svea wird umfassend untersucht - Kernspintomographien (MRT), Angiographien und spezielle Ultraschalluntersuchungen - bevor die Diagnose der Moyamoya-Erkrankung feststeht.
Moyamoya ist durch eine Verengung oder einen Verschluss von Hirngefäßen gekennzeichnet, die zu Durchblutungsstörung führen. Bei der 19-jährigen Essenerin kommt es zu starken Beeinträchtigungen beim Sprechen, Lesen und Schreiben. Ihre Ausbildung zu Tischlerin muss sie unterbrechen, den Handball-Sport aufgeben – ihr Leben ist ein anderes.
Da eine medikamentöse Therapie nicht ausreicht, erhält Svea einen extra-intrakraniellen Bypass. „Hierbei wird über eine kleine Schädeleröffnung das Ende eines Hautgefäßes im Schläfenbereich auf ein oberflächliches Hirngefäß genäht. Somit entsteht eine Verbindung der außerhalb und innerhalb des Schädelknochens verlaufenden Gefäße“, erklärt Dr. med. Frank Diesner, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie.
Nach beidseitigen Bypass-Operationen und einer langen Reha geht es Svea heute wieder so gut, dass sie ihre Ausbildung fortsetzen kann. Ihr ist es wichtig, das Bewusstsein dafür zu stärken, „auch im jungen Alter Schlaganfallsymptome ernst zu nehmen“ und anderen, die denselben Schicksalsschlag erleiden, Mut zu machen. „Ich glaub an euch und ihr schafft das alle.“
Weitere Informationen
Internationales Krupp-Symposium zum juvenilen Schlaganfall
Lehrvideo zur Moyamoya Angiopathie - YouTube
Patienteninformation-Moyamoya-20178.pdf
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